Zu Gast beim Banff Mountain Film & Book Festival

Vom 27. Oktober bis 4. November 2012 fand in Banff/Kanada das 37. Banff Mountain Film and Book Festival statt. Es gilt als eines der renommiertesten Bergfilmfeste der Welt. Johanna Stöckl war vor Ort und hat ein paar Eindrücke mitgebracht.

Höhepunkte gab es täglich. Durch die Bank tolle Filme wurden in Banff gezeigt. Eine Woche lang drehte sich auf dem Festivalgelände alles rund um die Themen Berge, Natur und Abenteuer. Täglich gab es neben den Filmvorführungen auch jeweils einen großen Vortrag zur Primetime.

Besondere Partystimmung lag an zwei Abenden in der Luft. Bei der so genannten Radical Reels Night, einem adrenalinlastigen Filmprogramm und bei der Snow-Show, einem Filmabend, der dem Thema Schnee gewidmet war. Das Publikum war an beiden Abenden besonders jung, frisch, witzig, enthusiastisch und sehr sportlich. Auffällig: Jeder treibt in Banff Sport. Egal welchen Alters. Ganz oben stehen: Klettern, Curling, Eisklettern, Eishockey, Eislaufen, Langlaufen und jede Form von Freeriden. Überhaupt war das Publikum in Banff der Hit.

Kaum lief der offizielle Eröffnungstrailer zum Banff Mountainfilmfestival an, waren die 800 Zuschauer, die im größten Theater Platz fanden, völlig aus dem Häuschen. Ganz Banff ist stolz auf „sein“ Festival. Und besonders natürlich auf die folgende Banff Mountain Film Festival World Tour, die unmittelbar nach Bekanntgabe der Gewinner auch schon startet und den Banff Spirit rund um den Globus schickt. Durch Österreich, Deutschland und die Schweiz tourt die aktuelle Filmtour zwischen Februar und April 2013.

Von den insgesamt 79 präsentierten Filmen einmal ganz abgesehen, gab es zahlreiche spannende, intime und interessante Side-Events. Morgens um 8 Uhr etwa, mit der ersten Tasse Kaffee in der Hand, eine „Storytelling Session“ zu besuchen, bei der alte Cracks und junge Locals aus der Region spannende und witzige Geschichten aus den Bergen erzählen, war so ein special Event für mich. Auch die Veranstaltung „Whisky & Words“, bei der unterschiedlichste Autoren aus ihren Werken gelesen haben und man dazu feinen Whisky serviert bekommen hat, war genial. Und das, obwohl ich nicht jedes Wort verstanden habe. Auch etliche Workshops, die von National Geographic, Hauptsponsor des Festivals veranstaltet wurden, waren super interessant und kostenlos für jedermann zugänglich.

Die Stimmung in Banff ist inspirierend, total enthusiastisch und ansteckend. Wichtig nimmt sich keiner. Man kann mit jedem zu jeder Zeit plaudern, egal ob er ein „hero“ ist, preisgekrönter Filmemacher, Bestsellerautor oder international anerkannter Journalist. Banff ist super casual. Sogar zur Galaveranstaltung mit exquisitem Buffet erscheint man leger in Jeans und Outdoorjacke.

Gerlinde Kaltenbrunners Vortrag war das Banff-Highlight 2012 schlechthin. Nachdem die österreichische Höhenbergsteigerin den begehrten Titel „Adventurer of the Year 2012“ von National Geographic verliehen bekommen hatte (Anmerkung der Redaktion: Dieser begehrte Titel könnte 2013 erneut nach Österreich gehen: Felix Baumgartner und David Lama sind nominiert), war der größte Saal zu ihrem Vortrag rappelvoll. Man kennt und schätzt Gerlinde Kaltenbrunner in Kanada und USA.

Mit ihrer natürlichen Art und einem charmanten Englisch mit österreichischem Akzent hat sie Banff verzaubert. Standing Ovations nach dem Vortrag, was, wie ich mir habe sagen lassen, in Banff nur selten vorkommt, da das Publikum gut informiert und daher bei aller Begeisterung auch recht kritisch ist. Gerlinde selbst war sichtlich gerührt über den vielen Applaus und die Wertschätzung, die man ihr in Banff entgegenbrachte. Nach ihrem Vortrag standen Fans in einer endlos langen Schlange, um ein signiertes Poster von Kaltenbrunner zu ergattern. Ehemann Ralf Dujmovits, der seine Frau nach Kanada begleitete, zeigte sich ebenfalls begeistert: „Die Atmosphäre in Banff ist wirklich besonders. Voller Tradition und Emotion. Es ist für uns beide eine große Ehre hier sein zu dürfen.“ Kaltenbrunner und Dujmovits mischten sich an etlichen Abenden ins Publikum und waren angetan von der Vielfalt des erstklassigen Programms. Und beim Bergsteigen waren die beiden natürlich auch. Gemeinsam mit einem Freund, der im Nachbarörtchen Canmore lebt, stiegen sie unter anderem auf den Mount Lady MacDonald.

Das Festival selbst findet auf dem Gelände des so genannten Banff Centre, einem 1933 gegründeten Kunst- und Kulturzentrum statt. Es wimmelt hier neben Outdoor-begeisterten Festivalbesuchern von Studenten und Künstlern aus aller Herren Länder, die über Stipendien nach Banff hergekommen sind, um sich hier fortzubilden. Es gibt gleich mehrere Theater- und Konzertsäle, Tonstudios, Werkstätten, Töpfereien, Konzertsäle, Galerien und Ateliers. Eine Zahl, die extrem beeindruckt und ausdrückt, was am Campus rein künstlerisch geboten ist: Auf dem Gelände des Banff Centre stehen alleine schon 150 Pianos! Das Banff Mountain Film Fest passt wunderbar in diese inspirierende, künstlerisch-kreative Atmosphäre.

Das charmante Örtchen Banff liegt auf 1399 Metern Höhe im östlichen Teil der Rocky Mountains. Mit seinen 7.500 Einwohnern ist Banff der größte Ort im gleichnamigen und zugleich ältesten Nationalparks Kanadas. 1884 wurde mit dem Bau der Canadian Pacific Railway, einer Bahnstrecke, die Vancouver im Westen und Montreal im Osten Kanadas verbindet, der Grundstein für den heute florierenden Tourismus gelegt. Zeitgleich wurden in Banff schwefelhaltige, heiße Quellen entdeckt. Erste Hotels entstanden. Mittlerweile hat sich Banff nicht nur im Sommer als Urlaubsdestination für Bergsteiger und Trekkingfans etabliert. Auch im Winter ist Banff eine Reise wert. Skifahren kann man am Mount Norquay, im Sunshine Village oder in der nahen Lake Louise Ski Area. Um den Ort möglichst ursprünglich zu erhalten, hat die Bundesregierung einschränkende Maßnahmen ergriffen. Wer in Banff leben will, muss dort auch arbeiten. Zweitwohnsitze sind nicht erlaubt.

Seit 1976 feiert man in Banff das einwöchige Banff Mountain Film and Book Festival, das jährlich rund 14.000 Besucher anzieht. Von ca. 1000 Filmeinreichungen aus der ganzen Welt wurden während des Festivals heuer 79 in öffentlichen Screenings präsentiert. Aufregung lag in der Luft je näher es auf das Finale zuging. Die meisten Filmemacher bzw. Protagonisten waren persönlich anwesend und hofften natürlich auf einen Preis. Wobei: Alleine in Banff nominiert zu sein ist der Reputation wegen schon sehr viel Wert. Eine internationale Jury prämiert schließlich am Finaltag mit großer Party die Gewinner in 13 unterschiedlichen Kategorien.

Seit 1986 gehen die prämierten Filme unmittelbar nach Ende des Festivals im Rahmen der Banff Mountain Film Festival World Tour auf Welttournee und erreichen dabei in 35 Ländern auf allen 7 Kontinenten mehr als 280.000 Zuschauer.